Meine Erinnerungen an Gisela May
Deutschlandfunk, 7.7.2017, 20.10 Uhr
Über 30 Jahre habe ich als Autor mit der am 2. Dezember 2016 verstorbenen Sängerin und Schauspielerin Gisela May zusammengearbeitet. Daraus entwickelte sich eine langjährige Freundschaft. Ich lernte sie als warmherzig, offen und eher unpolitisch kennen. Ihr Bild in der Öffentlichkeit, wo sie bisweilen als unnahbar, streng, als unpersönliche politische Staatskünstlerin, als „rote Soubrette“ wahrgenommen wurde, stimmt mit meinem Erleben absolut nicht überein. Im Westen Deutschlands ist sie, wenn überhaupt, nur als die „Muddi“ aus „Adelheid und ihre Mörder“ bekannt.
1981 traf ich Gisela May zum ersten Mal; unser erstes gemeinsames Lied war „Der Alte Fritz“, ein ironischer Kommentar zur sozialistischen Auferstehung Friedrich II.
Sie lebte allein und rief oft nachts an, zum Beispiel, um mir euphorisiert zu erzählen, wie begeistert ihr Publikum auf ein Konzert reagiert hätte. Wir sprachen über privaten Sehnsüchte und Enttäuschungen, über Krankheit und Alter.
In dem Feature erzähle ich meiner Tochter Nele, Jahrgang 89, als Vertreterin einer Generation, die weder mit den Liedern noch den Rollen der Schauspielerin Gisela May aufgewachsen ist, von meinen Erinnerungen.