Das akustische Erbe des Ministeriums für Staatssicherheit
Feature, SWR2, 20.2.2008
Im April 1984 ruft ein Mann aus einer Telefonzelle in Budapest die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Ungarn an. Er stellt sich als Mitarbeiter der bewaffneten Organe der DDR vor und bittet um ein persönliches Gespräch. Der Mann will mit seiner Familie die DDR verlassen und erhofft sich Hilfe. Dieses Telefonat wird vom ungarischen Geheimdienst aufgezeichnet und dem „befreundeten Organ“, dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR, übergeben. Das MfS setzt einen ungeheuren Apparat in Gang, um unter den 65000 männlichen DDR-Bürgern, die sich an diesem Tag in Ungarn aufhielten, den unbekannten Anrufer zu identifizieren. Dies gelingt ihm, unter anderem durch seine Experten für Sprechererkennung.
Die Aufzeichnung des Telefonates ist nur einer von ca. 160000 Tonträgern verschiedenster Art – die akustische Hinterlassenschaft des MfS.